Archiv für den Tag: 21. Oktober 2019

Just local things

Hier mal ein kleiner Ausflug zu allen Sachen, die als völlig normal hier in Französisch Guyana angesehen werden….

  1. Es ist völlig normal mit seinem Vogel an der Leine an einer Strandbar zu sitzen und mit ihm aus einer Kokosnuss zu trinken !
  2. Caipirinha geht immer! Ganz egal wieviel Uhr es ist!
  3. Rechts vor links im Straßenverkehr wird ja mal total überbewertet…
  4. Wie man am besten eine Frau hier anmacht? Einfach mal laute Kussgeräusche machen
  5. Wenn der Flirtversuch dann erfolgreich war, dann sieht man des öfteren schwangere Teenager #tennieMütter#WennKinderKinderkriegen
  6. Das Lied „Hey was geht ab, wir feiern die ganze Nacht“ wird hier perfekt umgesetzt (ist ja egal, wenn man am nächsten Tag arbeiten muss)
  7. Das Wetter kann sich innerhalb von Sekunden ändern…so kommt es schonmal vor, dass man plötzlich im Regen steht
  8. Auch ist es hier Gang und Gebe Wassermelonen im Einkaufswagen zu verkaufen
  9. Niemand läuft über den Zebrastreifen (außer wir) und Ampeln existieren hier nicht
  10. Das günstigste Klopapier ist rosa! Die Freude bei den Mädchen ist groß, bei David nicht so…
  11. Alles ist teurer, da alles aus Frankreich exportiert wird
  12. Tote Fische im Meer? Standard
  13. Wenn eine große Spinne beim Bäcker auftaucht wird man von den Kunden merkwürdig angeschaut, wenn man plötzlich schreit!
  14. Wer braucht schon öffentliche Verkehrsmittel?
  15. Überall sind Gechos (so süß!!!!!!!)
  16. Eine Toilette am Strand, wie man sie normalerweise kennt existiert nicht…also macht man einfach mal in einen Eimer hinter ein paar Palmen
  17. Man fängt sich hier sehr leicht einen Sonnenbrand ein. Also immer schön eincremen.

Immer wenn uns in der Gruppe so etwas auffällt wird immer nur gesagt „Just local things“. Also wenn mir weitere „just local things“ einfallen, dann werd ich diese einfach mal hier ergänzen….bis dahin führe ich meinen nicht chronologischen Blog weiter 😀

Denise

 

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Kein Französisch in Französisch Guyana

Wie im letzten Beitrag versprochen, werde ich nun endlich mal etwas über meine Arbeit schreiben. In meinem allerersten Beitrag hatte ich erwähnt, dass ich am Düsseldorfer Flughafen arbeite, also gehören Flugzeuge und generell größere Maschinen zu meinem Arbeitsalltag dazu. Doch meine Praktikumsstelle hat rein gar nichts mit Flugzeugen zu tun, sondern stellt die Ariane Raketen her und das ist nochmal eine ganze Stufe gewaltiger, als so ein Flugzeug.

Hier könnt ihr ein Modell von der Ariane 5 Rakete sehen, welches vor dem CSG Gebäude steht. 

Aber fangen wir mal ganz von vorne an, da ich noch nicht von meinem ersten Arbeitstag berichtet habe und wir nun schon in der dritten und somit letzten Woche vom Praktikum sind. David und meine Wenigkeit wurden an unserem ersten Arbeitstag zuerst zur Ausweisstelle gefahren, damit wir ein total schickes (man bemerke bitte die Ironie) Ausweisbild machen konnten. Denn nur mit diesem Ausweis kann man in die verschiedenen Gebäude rein bzw darf sich auf dem Gelände bewegen. Anschließend wurden wir von unseren Betreuern abgeholt (vlt sollte ich zu diesem Zeitpunkt mal erwähnen, dass David bei der ESA sein Praktikum macht und ich bei ArianeGroup). Jedenfalls als ich meine Betreuerin sah war ich felsenfest davon überzeugt mit meinen nicht vorhandenen Französisch Kenntnissen zu glänzen und mich mit perfektem deutschen Akzent vorzustellen, aber dies war nicht nötig denn Donna (meine Betreuerin) spricht fließend Deutsch! #wasfüreinGlück! Es stellte sich danach sehr schnell raus, dass ich in einem Deutschen Unternehmen gelandet bin und fast alle aus Bremen kommen. Natürlich gibt es dort auch welche die nur Französisch reden, aber bei denen konnte ich dann wirklich mit meinem  Bonjour glänzen (und einem Gesichtsausdruck der nach Verzweiflung schrie, als einige versuchten dann mit mir französisch zu sprechen….) Ich wurde von allen sehr herzlich aufgenommen und bekam sofort die Aufgabe ein Organigram zu erstellen, aber natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, dass man mir dort auch alles mögliche zeigt (also die Rakete, die gerade gebaut wird, die Startbahn und noch vieles mehr) aber jetzt höre ich erstmal auf zu schreiben, da ich Hunger habe und Mittagspause!

Also bis bald!

 

Arbeitswechsel, Sprache und Krankheit – Welcome to Guyane

Nachdem wir am Sonntag Frau Stieldorf und Herrn Denis verabschiedet hatten, brach für uns die zweite Woche, nun komplett auf uns allein gestellt, an. Statt, wie eigentlich ursprünglich geplant, beim Museum des Spaceports zu arbeiten, wechselte ich von der ESA zwei Gebäude weiter zum BLC, dem Bureeau Local des Compétences. Das BLC fungiert innerhalb des CSG (Centre Spatial Guyanais – also des European Spaceports) als eine Art Verteiler für Bewerbungen. Nötig vor Allem wegen der schieren Anzahl von Unternehmen verschiedener Branchen die auf und um den Spaceport arbeiten. Von hier werden die Bewerbungen an die in Frage kommenden Unternehmen weitergeleitet und Empfehlungen gegeben.

Meine Aufgabe im BLC sollte die Übersetzung einer Broschüre für Praktikanten (wie passend) sein. Meine Kolleginnen heißen Béatrice Leopold und Zwei mal Martine und sind von Beginn an sehr freundlich. Sie sprechen jedoch kein Englisch und somit komme ich, sehr zur Freude von Frau Stieldorf doch noch zu einiger Sprachpraxis im Französischen. Die Broschüre zählt zentrale Anlaufstellen innerhalb des CSG auf und gibt Tipps rund um das Arbeiten auf selbigem, sowie zum Leben in Kourou und Guyana allgemein. Das Papier war bisher natürlich nur auf Französisch verfügbar, da aber auf der Basis ein internationales Team arbeitet, ist es gerade für den Start eines längeren Praktikums sinnvoll, diese Informationen auch zu verstehen. Gewünscht wurde eine Übersetzung auf Englisch und Deutsch. Ich entschied mich schnell dafür, mit der Englischen zu beginnen, denn eine solche, dem Wortlaut nahe Übersetzung auf Deutsch auch so zu formulieren, dass diese mir auch zusagt, erschien mir schwieriger. Außerdem würde die englische Version wohl von mehr Praktikanten genutzt werden können.

Die Arbeit ging mir wie gewohnt gut von der Hand. Ich nutzte dazu meinen eigenen Laptop, da für mich kein Zugang zum PC verfügbar war. Dafür bekam ich, das erste Mal in meinem Arbeitsleben ein eigenes Büro, und das sogar mit Ausblick auf das Raketenmodell vor dem Parkplatz des CSG. Zum Nachschlagen wurden mir Wörterbücher auf den Tisch gelegt, in die ich aber nicht einmal reinschaute, denn Wörterbücher waren natürlich auch auf meinem Handy für die Reise vorinstalliert.

Die Entscheidung mit der englischen Übersetzung zu beginnen sollte sich noch auszahlen. Denn natürlich verdarb ich mir (vermutlich dank des Mikrowellen Futters auf das wir dank einer unterirdisch ausgestatteten „Küche“ im Internat zurückgreifen mussten) den Magen. Zusammen mit einer Rundfahrt auf dem Gelände des CSG für die „Nouveaux Arrivants“ (Neuankömmlinge) verpasste ich diese Woche somit insgesamt 2,5 Tage Arbeitszeit. Als ich am Donnerstagmorgen meiner Chefin Béatrice per Telefon auf Französisch für die Arbeit absagen wollte, machte sie sich so große Sorgen, dass sie mich zum Schultor beorderte. Hier wartete ich dann eine halbe Stunde nach Treffpunkt und zwar nicht, weil sie sich etwa verspätete, sondern bereits in der Verwaltung der Schule Alarm machte. Ich muss vorab sagen, dass alles was an diesem Vormittag folgte unglaublich fürsorglich von Béatrice war, die dafür auch Ihren Arbeitstag opferte, trotzdem fühlte ich mich im Nachhinein doch sehr übergangen. Ich wurde zu keiner Zeit nach meiner Meinung gefragt, obwohl ich meinen Körper wohl immer noch am besten einschätzen kann, und von Stelle zu Stelle geschliffen. Als Mitte zwanzig jähriger behandelt, fühlte ich mich an diesem Tag kaum. Es ging erst zu den deutschen Lehrern vor Ort – ohne das etwas dabei rum kam. Dann zur Schulärztin – die auch keine neunen Weisheiten präsentieren konnte. Immerhin wurde mein nicht vorhandenes Fieber gemessen und mir eine Wasserflasche geschenkt. Dann zur Verwaltung, in drei Damen um mich herum sehr schnell Französisch sprachen. Ich glaube es ging darum wer mich zum Arzt fährt – ob ich das auch für nötig halte wurde nicht gefragt. Auf dem Weg aus der Schule eröffnete mir Béatrice, dass Sie nun mit mir ins Krankenhaus führe – brav Oui gesagt und weiter. Dort angekommen sollte ich mich im dreckigsten Wartezimmer welches ich bisher erleben durfte hinsetzen, während Béatrice mit meiner Krankenkassenkarte und meinem Ausweis in der Schlange stand. Es ging dann schnell ins Hinterzimmer (ich dachte schon als weißer würde ich bevorzugt behandelt, was mir unangenehm war) aber lediglich zum Wiegen, Blutdruck messen und erneuten Fieber messen. Danach wieder in den Warteraum in dem es von Kranken wimmelte und Kinder auf dem Boden spielten – 2,5 Std warten. Nach dieser gefühlten Ewigkeit ein Schnelltest mit Blut für Cholera, Malaria und Dengue Fieber (alles negativ), ein bisschen auf dem Bauch Gedrücke und eine Aufforderung zur Abgabe einer weiteren Probe. Der Arzt verschrieb mir 2 Medikamente (von denen ich eines bereits vorher von Béatrice bekommen hatte und dessen deutsches Äquivalent ich in meiner Reiseapotheke bereits mitgebracht hatte). Danach war das Krankenhaus auch geschafft. Die Ergebnisse der Analyse würde ich dann am Samstag/Montag abholen können. Wir fuhren noch zum Supermarkt, Schonkost kaufen und danach endlich wieder ins Internat, wo ich von Anfang an einfach hätte bleiben wollen. Wie gesagt bin ich Béatrice Dankbar, dass sie einen solchen Aufwand für mich betreibt. Insgesamt war es aber (Stand jetzt am Wochenende ohne Ergebnisse der Analyse) viel Wirbel um nichts und das zu großen Teilen wegen der Sprachbarriere und der Mutterinstinkte meiner Chefin.

Die Woche klang am Freitag mit ruhigem Arbeitstag und Magen aus.

Guyane Fashion Week

Ein kleiner Exkurs zum wohl überraschendsten und ungewöhnlichsten Abend am Ende der ersten Woche in Kourou: Des Besuchs der Guyane Fashion Week.

Auf die Einladung der ESA Chefin Charlotte Beskow bekamen wir die Chance tatsächlich eine Modenschau zu besuchen. Ein Event an dem Ich nicht gedacht hätte jemals teilzunehmen, geschweige denn hier in Französisch Guyana. Typisch Deutsch war die Gruppe natürlich überpünktlich da und konnte teilweise noch den Aufbau beobachten. Die Location war klasse gewählt: direkt vor dem Modell der Ariane 5 Rakete in Originalgröße. Wir alle waren sehr gespannt, was uns genau erwartet.

Speziell neugierig wurden wir dann als am Einlass an alle Gäste dünne weiße „Fleischeranzüge“ und Haarnetze verteilt wurden. Gemutmaßt wurde ob wohl Farbe eingesetzt würde. Aber nein, keine Farbe und auch keine Erklärung. Unsere Theorien belaufen sich auf Schutz vor Insekten, oder die Absicht nicht durch die Kleidung des Publikums von der Mode auf dem Laufsteg abzulenken.

Auf der Modenschau präsentierten Designer aus Guyana, Martinique, Brasilien und Frankreich ihre Kollektionen. Das Beste war natürlich das Buffet danach, Caipi inklusive, as usual. Der gehört hier sowieso zum Repertoire, denn bereits wenige Stunden später am nächsten Morgen bot uns der Bäcker unseres Vertrauens namens Félix einen „Jus d’orange“ an, der so gar nicht nach Orange schmeckte.

Update der zweiten Woche….

Die zweite Woche im Dschungel….

Nun kommt der zweite Teil meiner zweiten Woche hier.

Dann am Donnerstag war ein normaler Arbeitstag im Büro, Sachen eingescannt, Leila geholfen….Am Abend bin ich dann mit Denise und ein paar von ihren Arbeitskollegen bei Milo Grill essen gegangen. Frank, ein Arbeitskollege, hat uns netterweise vom Internat abgeholt. Er meinte, dass wir unbedingt den Spieß mit Haifleisch probieren sollten. Der schmeckte gar nicht so schlecht, aber komisch zu wissen, dass das Hai war….. Bei der Runde war auch ein ehemaliger Chef von der Ariane Group( die sind dafür zuständig, dass die Raketen zusammen gebaut werden) und erstmal schön französisch Küsschen rechts und links und auch seine Frau.

Es war ein cooler Abend und wir haben viel gelacht, es war schön mal mit Leuten auf Deutsch zu reden, die hier zeitweise leben. Sie wohnen hier in Kourou auf einem angemieteten Gelände oder kaufen entweder direkt ein Haus oder bauen sich eins hier. Die meisten von Ariane Group kommen aus Bremen und fliegen immer hier hin für eine gewisse Zeit und dann wieder nach Hause.

Freitag haben wir dann nach der Arbeit ein bisschen am Strand entspannt. Und waren abends noch essen in einem Restaurant, das uns empfohlen wurde. Ich hatte ein Curry mit Reis, es war lecker aber ich hatte abends dann ein wenig Bauchschmerzen und habe dann schlecht geschlafen….. aber wir mussten am nächsten Tag früh los. Wir hatten einen Trip nach Îles-de-Salut geplant.

So ging es kurz nach acht von Kourou mit einem Boot Richtung Îles-de-Salut. Als wir dann nach ca 1 1/2 Stunden ankamen, konnten wir die Schönheit der Inseln betrachten. Ich habe noch nie so einen schönen Ort gesehen. Klar gab es da Ruinen, die nicht so schön waren aber überall Palmen, blaues Wasser, kleine Affen, Agutis (das sind kleine Nager, die mit Meerschweinchen verwandt sind) und Dschungel. Natürlich musste ich viele Fotos machen, komme ja wahrscheinlich nie wieder auf diese wunderbare Insel. Aber diese gingen alle ohne Filter, denn die Natur hatte schon seinen eigenen Filter. Auf der Insel liefen kleine Affen rum, die wir mit Keksen gefüttert haben. Die waren so süß. Gegen Nachmittag ging es dann für uns zurück mit dem Boot.

Abends waren wir bei einem Grillen eingeladen, bei den Leuten von der Ariane Group. Es war ein sehr lustiger Abend und ich wäre noch ewig geblieben. Alle waren gut drauf und hatten Spaß.

Am Sonntag war dann Waschtag, mehrere Waschmaschinen durften wir bei der Unterkunft der Ariane Group anstellen und haben währenddessen am Pool entspannt. Die ganze Truppe ist so nett und hilfsbereit.

Das waren meine Erlebnisse von der zweiten Woche. Und bin schon gespannt, was in der dritten und letzten Woche so passiert bis dahin……

Au revoir!

Isabell