Die italienische Polizei unterteilt sich in 6 Einheiten. Dies sind die Ortspolizei (Gemeindepolizei), die Finanzpolizei (Finanzministerium), die Staatspolizei (Innenministerium), die Carabinieri (Verteidigungsministerium) sowie die Gefängnispolizei (Justizministerium) und Forstpolizei (Landwirtschaftsministerium). Jeder Einzelne hat eine eigene Verwaltung.
Für die örtlichen Einsätze in Meran und den dazugehörigen umliegenden Bezirken ist die Ortspolizei hauptverantwortlich. Für größere Lagen ist auch eine Zusammenarbeit mit den Carabinieri möglich. Grundsätzlich sind die Carabinieris als eine Einheit des Militärs anzusehen und dementsprechend auch vielfältiger einsetzbar und örtlich ungebunden.
Bei der Polizeiarbeit ist mir aufgefallen, dass zum Teil viele Gemeinsamkeiten, aber auch viele Unterschiede zwischen der deutschen und der italienischen Arbeitsweise und Arbeitsausstattung bestehen. Mir wurde von den Kolleg*innen berichtet, dass die eigentliche Polizeiausbildung viel kürzer ist, als in Deutschland und eher nach dem Motto “Learning by Doing“ erfolgt. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten der Fortbildung.
Die italienische Streifenpolizei – zumindest in Meran – hat, genau wie Deutschland, ein Schichtsystem. Die Aufteilung der Dienstzeiten unterscheidet sich allerdings etwas, da es in Italien anstatt einer 5-Tage-Woche eine 6-Tage-Woche gibt. Die tägliche Dienstzeit orientiert sich dort an 6 Stunden pro Tag. In Deutschland geht eine Schicht grundsätzlich 8 Stunden lang. Hinzu kommen gelegentlich Überstunden. Diese kann man sich in Deutschland sowie in Italien entweder auszahlen oder anrechnen lassen.
Bemerkenswert fand ich, dass die Kolleg*innen gut miteinander kooperierten und auch ohne größere Absprache genau wussten, was sie zu tun hatten. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass Beamten in so einer kleineren ländlichen Behörde wie Meran länger zusammenarbeiten und kein ständiger Personalwechsel stattfindet. Dennoch ist die Polizei in Meran sowie auch in Deutschland unterbesetzt.
In Bezug auf die Digitalisierung lässt sich festhalten, dass jeder Streifenwagen bereits mit einem Tablet ausgestattet ist. So können schriftliche Arbeiten schon häufiger vor, während oder nach einem Einsatz eingetragen werden. Dies hat zur Folge, dass die Polizeibeamten weniger Überstunden machen mussten. Zudem fand ich die Arbeitsweise unkomplizierter, da selbstständig Einträge vorgenommen werden konnten und ein ständiger Funkkontakt nicht erforderlich war.
Außerdem wird bei der Überprüfung von Kfz-Kennzeichen sowohl optisch, als auch akustisch auf dem Tablet angezeigt, wenn mit dem Kennzeichen bzw. dem Fahrzeug irgendetwas nicht stimmt. Die Erfassung der Kennzeichen erfolgt über Kameras, welche an Durchfahrtsstraßen im Stadtgebiet angebracht sind.
In Deutschland gibt es eine solche Art der Überprüfung nicht.
In anderen Bereichen der Ausstattung ist Deutschland hingegen besser aufgestellt. Bodycams und das Distanzelektroimpulsgerät (sogenannte Taser) sind in Italien gerade erst in der Erprobungsphase. Dafür gibt es bei der Unfallaufnahme hingegen ein elektronisches Messgerät, welches das Benutzen eines Maßbandes oder Messrades nicht erforderlich macht. Die Unfallaufnahme kann somit schneller erfolgen und beendet werden.
Abgesehen davon ist es in Italien möglich, sein Bußgeld um 30 Prozent zu reduzieren, in dem man seiner Geldstrafe innerhalb von 5 Tagen nachgeht. Grundsätzlich sind die Bußgelder in Italien jedoch um ein Vielfaches höher als in Deutschland. Eine weitere Erhöhung steht in Planung.