Anreise
Nachmittags am 4. Oktober begann meine Reise mit dem Flixbus vom Düsseldorfer Hauptbahnhof. Die Fahrt dauerte etwa 16 Stunden lang nach Venedig Mestre. Glücklicherweise handelte es sich um eine Direktfahrt – von daher hatte ich nicht mit lästigen Umstiegen zu kämpfen, sondern konnte die ganze Zeit lang im gleichen Bus sitzen bleiben.
Am 5. Oktober morgens war dann die Ankunft in Venedig Mestre, direkt am Bahnhof. Dort angekommen habe ich erstmal etwas gegessen, getrunken und auf den nächsten Zug Richtung Bassano del Grappa gewartet. Das Zurechtfinden am Bahnhof und die erstmalige Beschaffung eines Fahrscheins war größtenteils intuitiv, auch wenn vieles im ersten Moment ganz anders als in Deutschland zu sein schien. Ein Zug brachte mich dann zum Bahnhof in Piombino Dese, wo sich auch mein Praktikumsbetrieb befindet. In diesem kleineren Örtchen hatte ich auch ein Zimmer in einem Bed and Breakfast gebucht.
Vom Bahnhof in Piombino Dese machte ich mich dann mit meinem Gepäck auf den Weg zum B&B. Zu Fuß etwa 30 Minuten. Auf dem Weg zum B&B wurde ich von zahlreichen Eidechsen am Rande des Gehwegs begrüßt, die sich offenbar sehr über den sonnigen Tag freuten.
Check-In war meiner Meinung nach sehr amüsant, da in dem B&B nur eine Frau saß, die ausschließlich Italienisch sprach. Die Worte, die ich auf Italienisch sprechen konnte, konnte man zu dem Zeitpunkt an einer Hand abzählen. Deshalb war eine gescheite Kommunikation quasi unmöglich. Die Dame hatte versucht mir etwas zu erklären und mir Schlüssel in die Hand gedrückt. Allerdings konnte ich anhand ihrer Gesten nicht erkennen, ob ich nun ins Zimmer gehen sollte, mein Gepäck woanders platzieren sollte, bezahlen sollte oder ob sie mir noch die Garage mit den Fahrrädern zeigen wollte. Letztendlich hat der Google Translator für Abhilfe gesorgt. Wir hatten in mein Smartphone gesprochen und Google einfach die harte Arbeit machen lassen. Das hatte sogar besser funktioniert als anfänglich angenommen. Alles klärte sich dann glücklicherweise innerhalb weniger Minuten. Auf jeden Fall war die Dame äußerst freundlich und ich habe mich in dem B&B sofort wohl gefühlt.
Gegen Mittag war ich nach dem Einrichten zunächst duschen und bin dann direkt nach Venedig mit dem Zug gefahren, bis spät abends – die leichte Übermüdung durch die lange Busfahrt hatte ich durch den Anblick Venedigs schnell vergessen.
Den Tag danach, Sonntag, bin ich ebenfalls in Venedig gewesen. Der Chef meines Praktikumsbetriebs hatte mich währenddessen netterweise plötzlich per WhatsApp danach gefragt, ob ich spontan zum Pizza essen vorbeikommen möchte – zu diesem Zeitpunkt stand ich gerade auf einem Aussichtsturm in Venedig. Das hätte zeitlich leider überhaupt nicht mehr gepasst und deshalb haben wir das Essen auf den Donnerstag in der Folgewoche verschoben, nach der Arbeit. Dazu ist zu sagen, dass das Haus des Chefs ca. 5 Minuten zu Fuß von meinem B&B entfernt war. Er ging also davon aus, dass ich zu Hause war. Ich war äußerst positiv überrascht von so einem hohen Maß an Gastfreundschaft.
Unterkunft
Das B&B gehört einer einzelnen sehr netten italienischen Familie und bietete im Obergeschoss 3 verschiedene Zimmer für Gäste. Eins davon war für 3 Wochen meins. Im Erdgeschoss gab es Küche, Wohnzimmer / Esszimmer und Eingangsflur, alles sehr ansprechend und zugleich simpel eingerichtet, viel Platz und sehr gemütlich. Einzig die Lampen im Esszimmer hingen für meine Verhältnisse sehr niedrig und dann auch noch mitten im Gehbereich, sodass ich mir in meiner Praktikumszeit dort leider mehrfach den Kopf gestoßen haben. Das war aber auch der einzige Negativpunkt für das gesamte B&B und dieser war jetzt auch nicht so gravierend, denn irgendwo war’s meine eigene Schuld. Auf dem Grundstück des B&B gibt es eine Garage, aus der ich mir morgens immer eins von 3 Fahrrädern ohne Aufpreis ausleihen konnte um innerhalb von 15 bis 20 Minuten zur Arbeit zu gelangen. Das Firmengelände des Betriebs war von einem sich automatisch öffnenden und schließenden Tor umgeben, weshalb ich mir keine Gedanken über einen möglichen Diebstahl des Fahrrads während meiner Arbeitszeit machen musste.
Mit der Tochter der Besitzerin hatte ich Nummern ausgetauscht, damit ich mich bei Fragen oder Problemen sofort melden kann. Zudem versorgte sie mich bereits am ersten Tag mit reichlich Info-Flyern und Broschüren über nahe gelegene wirklich schöne Radwege. Letztere weckten zwar mein Interesse, allerdings war mir klar, dass meine Zeit an den Wochenenden sehr begrenzt sein würde und ich diese Zeit vorzugsweise für Städtetrips nach Venedig, Verona, Sirmione, Padua etc. nutzen würde.
Eine Besonderheit, von der ich bis zur Anreise gar nichts wusste: Mir wurde sogar angeboten, dass meine Wäsche jederzeit ohne Aufpreis gewaschen werden kann. So bin ich nach dem Praktikum mit frischer Wäsche zurückgereist und hatte zuhause quasi gar keine Arbeit mehr.
Morgens gab es im B&B täglich immer frisches (sehr süßes – typisch italienisches) Frühstück. Dieses war zwar sehr köstlich, aber bereits nach ein paar Tagen schmeckte es für mich bedauerlicherweise nur noch nach Diabetes. Daraufhin hatte ich morgens einfach – wie in Italien offenbar üblich – nur sehr wenig gegessen. Ernährungstechnisch war ich in meiner Praktikumszeit wahrscheinlich wie ein echter Italiener unterwegs, allerdings war für mich schnell klar, dass ich in Deutschland meine Essgewohnheiten sofort wieder umstellen würde. Der Kühlschrank war immer gefüllt, sogar täglich immer mit reichlich neuen Wasserflaschen, die ich ohne Aufpreis mit zur Arbeit und für Städtetrips am Wochenende nehmen konnte. Im Kühlschrank konnte ich darüber hinaus Fertiggerichte für die Mikrowelle, die ich selbst im Supermarkt gekauft hatte, lagern und täglich als Mittagessen mit zur Arbeit nehmen. Da das Frühstück den ganzen Tag über für die Gäste zur Verfügung stand, konnte ich auch abends noch etwas davon nehmen. In der Regel habe ich mir abends jedoch häufig selbstgekaufte Nudeln mit verschiedenen Soßen in der Küche des B&Bs gekocht.
Abreise
Abends, ein Tag nach meinem letzten Arbeitstag, begann dann auch nach meinem Check-Out in Piombino Dese schon meine Flixbus-Rückreise von Venedig Mestre zurück nach Deutschland. Auf der Rückfahrt hatte ich einen Umstieg am Frankfurter Flughafen – verlief alles reibungslos.
Gruß Justin