Hallo,
Ich bin gut in Japan angekommen, und dachte, ich teile mal meine Erlebnisse. Da der Laptop, den ich hier bekommen habe, keine Umlaute hat, werde ich dementsprechend anders schreiben.
Samstag, 23.07.
9.30 Uhr: Ankunft am Frankfurter Flughafen
10.00 Uhr: fertig mit Gepaeckabgabe und Sicherheitskontrolle. Da die Sommerferien in Hessen an diesem Wochenende beginnen, will ich auf Nummer sicher gehen. Jetzt heisst es, vier Stunden Zeit totschlagen, bis der Flug geht.
13.10 Uhr: Einlass am Gate
13.55 Uhr: geplanter Abflug. Da das Flugzeug auf der hintersten Ecke des Flughafens steht, dauert die Abfertigung etwas laenger.
14.30 Uhr: Abflug
Pilot sagt, dass der Flug 11:40 Stunden dauert, laut Flugplan sind es 12:50 Stunden.
Mein Plan ist, wach zu bleiben und die letzten Stunden zu schlafen, da Ankunft Ortszeit 9.45 Uhr morgens ist.
Der Plan scheitert. Habe vergessen, wie laut und kalt Flugzeuge sind. Musik und Oropax bringen beide nichts. Vergeblich versuche ich, die letzten 6 Stunden des Fluges zu schlafen. Als ich kurz davor bin, es doch zu schaffen, wird das Fruehstueck gebracht (0.30 Uhr).
Ankunft in Haneda um kurz nach neun. Der Parkplatz ist noch besetzt, weswegen wir ca. 20 Minuten warten muessen, bevor das Flugzeug verlassen werden darf.
Nach dem Ausstieg, erst mal Toilette ausgesucht. Dass es die 乙姫 (Oto-hime / Klangprinzessin) bereits am Flughafen gibt, habe ich erwartet. Aber nicht so!
Die Tueren zu den Toiletten sind offen, wenn man daran vorbei geht, geht in der Schuessel Licht an und die Toilette gibt ein Geraeusch von sich. (Ich wollte davon ein Video machen, doch es kamen immer Leute rein.) Wenn man sich hinsetzt ertoent, ausgeloest durch einen Bewegungsmelder, ein Rauschen, damit man sich fuer die Geraeusche, die man waehrend des Geschaeftes so von sich gibt, nicht schaemen muss. Abgezogen wird auch teilweise automatisch, wenn man aufsteht. Das Klopapier ist dafuer super duenn.
Nach dem ersten Klo-Erlebnis also durch den ganzen Flughafen gelaufen, fuer die Corona-Kontrolle, nur um am Ende wieder da rauszukommen, wo ich ausgestiegen bin. Damit man den Weg zu dem Gesundheitscheck auch bloss nicht verfehlt, stehen alle paar Meter Menschen herum, die ein Schild haben, auf dem die Richtung und ggf. Bilder der Dokumente sind, die man an der naechsten Station rausholen muss. Aus Sicht von Deutschen absolut unnoetige Jobs. Davon gibt es hier aber mehrere.
Endlich an der Gepaeckausgabe angekommen, hiess es warten. Dadurch dass ich die erste in Frankfurt war, war mein Koffer entsprechend weit hinten im Flugzeug.
Als ich auch den Koffer endlich hatte, gings nach draussen. Dort wartete bereits Tatsuya, der Kollege meines Vaters, der mich abholte.
Da mein Vater meinte, er wuerde „ordentlich“ Englisch sprechen, habe ich nicht erwartet, dass die zweite Frage, die er mir stellt, – auf japanisch – ist, ob es okay ist, wenn wir japansich sprechen. Mein Vater hat eben wieder mal masslos uebertrieben, als er denen geschrieben hat, ich wuerde ein bisschen japanisch sprechen.
Ab zum Auto. Bin auch direkt auf der richtigen Seite eingestiegen. Immerhin weiss ich ja, dass hier Linksverkehr herrscht.
Erst einmal Einkaufen. In der gemieteten Wohnung gibt es keine Toepfe, Pfannen etc.
Dabei sagte Tatsuya, dass ich nach 22.00 Uhr nicht mehr raus gehen solle, da Kawasaki nicht die sicherste Stadt sei. Meine Antwort darauf war nur: „Mit Sicherheit sicherer als einige deutsche Staedte.“
Dann wurde ich an der Wohnung abgesetzt und alleine gelassen. 12.15 Uhr.
Vor allem anderen, erst einmal die Klimaanalage anmachen, dann Koffer ausraeumen.
Dann fast verzweifelt: SIM-Slot des Handys geht nicht auf, auch in einem Elektronikfachmarkt bekommen die das nicht hin. Ohne Google Maps bin ich aber aufgeschmissen. Nehme also erst einmal das tragbare Wlan aus der Wohnung mit. Dann ab nach Tokyo. Dort aus dem Bahnhof raus, will nach Ginza. Laufe in die falsche Richtung, also weiter geradeaus und zum Kaiserpalast. Dann vom Kaiserpalast aus nach Ginza. Oder auch nicht, wieder falsch gelaufen… Daher also zum Zug und zurueck nach Kawasaki. Dort kurz was essen und um halb zehn ins Bett. War ja auch ein langer Tag.
Montag, 25.07.
Um 10.00 Uhr gehts ins Buero. Dort ist die erste Frage, ob ich meinen PC dabei habe. Ich verneine, hat mir ja keiner gesagt, nur mein iPad ist dabei. Offensichtliches Stirnrunzeln.
Da Tatsuya wohl auch nicht so recht wusste, was er mit mir machen soll, sind wir ins Lager nach Yokohama gefahren, haben ein bisschen Chaos bgutachtet, ich habe gelernt wie die Hammer in einem Schredder befestigt werden und sich drehen und dann ging es auch schon Mittagessen. Im Auto hatte ich ihm von meinem Internet-Problem erzaehlt, sodass er mir kurzerhand eins altes Handy fuer die japanische SIM geliehen hat. „Ich brauche das nicht mehr, du kannst es also mit nach Deutschland nehmen.“ Das habe ich natuerlich nicht vor!!!
Auf die Frage, warum fast alle Japaner draussen eine Maske tragen, selbst wenn keiner in der Naehe ist, meinte er: „Weil sonst Leute kommen und einem ins Gesicht schlagen.“ Wie ernst das gemeint ist, weiss ich nicht. Weil ich das ehrlich gesagt auch nicht vertanden habe.
Um 14.00 Uhr kam er dann zu mir und sagte: „Ich werde jetzt einen Laptop fuer dich besorgen. Wie du siehst, arbeiten die meisten remote. Deswegen musst du auch nicht jeden Tag kommen. Weil unnoetige Aufgaben will ich dich jetzt auch nicht machen lassen. Viel Spass beim Sightseeing.“
Damit war der erste Arbeitstag nach vier Stunden also auch schon vorbei.
Nachdem ich einkaufen war, hatten wir bereits 16.00 Uhr. Da drei Stunden spaeter die Sonne schon untergeht, habe ich mich dagegen entschiedenm noch nach Tokyo zu fahren. Also „Sightseeing“ durch Kawasaki – a.k.a. durch die Shopping-Mall am Bahnhof und das Einkauszentrum gegenueber (wo es die kuerzeste Rolltreppe der Welt gibt) laufen. Das ist so riesig, das erwartet man nicht!
Dienstag, 26.07.
Wieder um 10.00 Uhr ins Buero. Tatsuya gibt mir einen kleinen Laptop und erklaert mir die Aufgabe. „Hier hast du die Einkaufs- und Verkufszahlen mit 6.000 bzw. 12.000 Zeilen. Kannst das ja mal inventarisieren und die Bestelzeitpunkte berechnen. Bekommst du das hin? Arbeitszeiten sind uebrigens von 10.00 bis 17.00 Uhr, Pause kannst du machen wann du willst. Ich gehe aber meistens auch zwischen 13.00 und 14.00 Uhr nach Hause und arbeite von da weiter. Du musst also auch nicht den ganzen Tag hier bleiben.“
Joa, irgendwie krieg ich das schon gebacken. Sind ja nur mehrere hundert Produkte und tausend ueber tausend Zeilen in einer Excel-Tabelle.
Nach einer Weile kommt er wieder zu mir. „Ich habe jetzt ein Meeting mit Takeo (dem Big Boss.) Willst du dabei sein, damit er auch mal dein Gesicht sieht?“
Takeo wohnt in Nara und ist demnach nicht im Buero. Ausserdem ist er derjenige, den mein Vater wegen alldem hier gefragt hat.
Sie haben also den Marketingplan fuer dieses Jahr besprochen. Zwischendurch hat Tatsuya mir gesagt, worueber sie geredet haben. Er hatte mich zwar gefragt, ob sie das auf Englisch besprechen sollen, doch das wollte ich ihnen nicht antun.
Dann kam die Frage aller Fragen: Faellt dir ein typisch deutsches Werbegeschenk fuer unsere Kunden ein?
Da ich damit nicht gerechnet habe, war meine erste Antwort das, was es in Deutschland auch oft gibt: Flaschenoeffner. Nach ein paar weiteren Minuten hatte ich dann die „grandiose“ Idee: Lederhosen-Schluesselanhaenegr mit derm Firmennamen drauf. Mal gucken, wofuer die sich letztenendes enstscheiden.
Um 14.30 Uhr wurde ich dann aus dem Buero geworfen, weil Tatsyua – wie bereits angekuendigt – ins Homeoffice gewechselt ist.
Also ab nach Tokyo. Diesmal habe ich Ginza – das Reichenviertel – gefunden. Sieht irgendwie aus wie der Rest der Stadt. Dort erst einmal in einem Konbini (24-Stunden Laden) einen Regenschirm fuer 10 Euro gekauft. Es war den ganzen Tag bewoelkt und hat immer wieder angefangen zu regnen. Als es das naechste Mal angefangen hat, hatte es auch wieder aufgehoert, bis ich den Schirm aus der Tasche grkamt hat. Es war den ganzen Tag laos ziemlich schwuel, bei ca. 26 Grad, doch das war erstaunlich gut auszuhalten.
Von Ginza aus zum Tokyo Tower, natuerlich erst mal in die falsche Richtung. Dort war ich um 17.00 Uhr durch. Rushhour in der Bahn, also noch ein bisschen Zeit vertieben. Nach Roppongi, ein bekanntes und beliebtes Vergnuegungsviertel. Als ich dort den Weg nicht gefunden habe, kam direkt ein Sicherheitsmann und hat mich gefragt, was ich suche. In Kawasaki spricht kaum jemand Englisch, obwohl es ja die 9. groesste Stadt ist. Und wenn ich da planlos rumstehe, spricht mich auch niemand an. Mal gucken, ob das in Tokyo noch oefter passieren wird, weil sie dort mehr an Auslaneder gewoehnt sind.
Um 19.00 Uhr habe ich mich dann auf den Rueckweg gemacht. Die Rushhour war da leider noch nicht vorbei. Zum Glueck war der Wagen, in den ich gestiegen bin, aber nicht ganz so voll. Auch wenn Mittags noch ein paar Leute in der Bahn miteinander reden, ist es abends totenstill. Die einzige Stiimme, die man hoert, ist die des Lokfuehres, wenn der einen halben Roman redet, oder wenn die Durchsage gemacht wird. Die ist dort uebrigens zusaetzlich noch auf Englisch.
Ich habe schon oefter gehoert, dass Auslaneder in Japan teilweise ziemlich angestarrt werden. Ob die Leute mich nun angucken, weil ich Auslaender bin, oder ob ihr Blick beim Durchdiegegendschauen nur zufaellig an mir haengen bleibt, kann ich nicht sagen. Auch habe ich noch nicht bewusst mitbekommen, dass sie ueber mich reden (gaijin = Auslaender). Vielleicht kommt das noch, vielleicht auch nicht.
So, das war es von den ersten drei Tagen. Am Donnerstag gehen Tatsuya und ich einen Kunden auf dem Schrtottplatz (?) besuchen. Er dachte erst, ich wuerde nicht mitwollen, weil es da dreckig ist und sich das fuer eine Frau nicht gehoert, an so einem Ort zu sein.
Pffft, solange ich meine weisse Hose an dem Tag nicht trage, ist das mir doch egal.
Mal schauen, was noch so auf mich zukommt.
またね
Ina