Die Fahrt mit dem Zug habe ich hier in Griechenland ehrlich gesagt nur einmal gemacht und das auch nur auf kürzerer Strecke. Nicht, weil es nicht praktisch wäre, sondern weil viele hier seit dem Tempi-Unglück ein etwas mulmiges Gefühl bei der Bahn haben. Das merkt man auch im Alltag. Wenn ich mit Leuten spreche, kommen wir früher oder später auf „Tempi und Politik“ zu sprechen und sofort ist die Stimmung ernst.
Es geht dabei nicht nur um das, was damals passiert ist, sondern auch darum, dass viele das Gefühl haben, dass sich seitdem zu wenig geändert hat. Zum Beispiel wurden dieselben Menschen, die dafür verantwortlich sind, wieder gewählt. Die Bahnhöfe wirken oft veraltet, Schranken funktionieren manchmal nicht richtig, Sicherheitsansagen sind selten. Zwar gibt es Berichte über neue Systeme, mehr Personal und strengere Kontrollen aber im Alltag sehe ich davon ehrlich gesagt nicht viel. Vertrauen sieht anders aus.
Was ich aber sehe, ist, dass viele lieber das Auto nehmen auch für Strecken, die man eigentlich mit der Bahn zurücklegen könnte. Das ist natürlich weniger nachhaltig. Mehr Staus, mehr Abgase, mehr Parkprobleme. Gleichzeitig kann ich das Misstrauen verstehen.
Spannend finde ich, dass genau diese Mischung, Sicherheitslücken und Umweltbelastung, hier regelmäßig diskutiert wird. Anders als in Deutschland ist der Bezug zu solchen politischen Themen im Alltag viel greifbarer. Es geht weniger um abstrakte Debatten und mehr um direkte Erfahrungen. Heute noch habe ich mit einer Betroffenen gesprochen, die Ihre Cousine beim Tempi Unglück verloren hat. Bei den Betroffenen ist das Misstrauen und die Enttäuschung nochmal viel größer.